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Blog Post

17
FEB
2017

Erste allgemeine Verunsicherung

Schlagwörter : Die Immobilie, US Treuhand GmbH
Von: Thomas Gütle

TRUMPONOMICS: Seit dem 20. Januar ist Donald J. Trump der 45. Präsident der USA. Er ist ein politischer Quereinsteiger, aber auch ein ausgewiesener Immobilienspezialist. Wie sich die US-amerikanische Wirtschaft unter Trump entwickeln wird und welche Auswirkungen das auf die Immobilienbranche hat.

Es fällt zurzeit schwer, einen nüchternen Blick auf die Vereinigten Staaten zu werfen. Nach Barack Obamas letztem emotionalen Auftritt ist die Bühne frei für einen Präsidenten, der vor Amts­ antritt für mehr Schlagzeilen gesorgt hat als alle seine Vorgänger. Seit dem 20.Januar ist Donald J. Trump der 45. Präsident der USA – ein politischer Quereinsteiger, aber auch ein ausge wiesener Immobilienspezialist.

Besonders aus einer klassisch-europäischen Sichtweise heraus mag es schwer fallen, mit einem protektionistisch orientierten Politiker warm zu werden, der die eigene Bevölkerung massiv in den Mittelpunkt stellt und auch in Richtung Deutschland zu populistischen Aussagen neigt. Die zahlreichen Medienberichte über Trump als Person tragen ihr Übriges zur allgemeinen Verunsicherung bei – seien es die Gerüchte über kompromittierendes Material aus Russland oder die Anstellung seines Schwiegersohnes als Senior Advisor. Innerhalb der USA sanken die Umfragewerte vor dem Amtsantritt deutlich: Mitte Januar genoss Trump nur noch den Rückhalt von weniger als 40 Prozent der Bürger.

Gerade für Unternehmer und Investoren ist es allerdings wichtig, sich nicht von persönlichen Sympathien leiten zu lassen, sondern die wirtschaftlichen Faktoren objektiv zu analysieren. Wer das tut, kommt zu folgendem Schluss: Die starke ökonomische Ausgangssituation des Landes in Verbindung mit den angekündigten wirtschaftspolitischen Impulsen durch massive Investitionen in die Infrastruktur sowie signifikante Steuersenkungen sprechen zunächst für eine weitere positive Entwicklung der US-Wirtschaft. Dies wird sich stimulierend auf den US-amerikanischen Immobilienmarkt auswirken. Auch ein zu erwartender Zinsanstieg wird die positiven Effekte nicht neutralisieren können. Die Börse hat das schon vorweggenommen. Der wichtigste US-Aktien­Index Dow Jones Industrial Average kletterte am 25. Januar zum ersten Mal in seiner Geschichte über die Marke von 20.000 Punkten.

Barack Obama verlässt ein bestelltes Haus. Das zeigen die wichtigen Indikatoren der Beschäftigungs- und Wirtschaftszahlen. Im vergangenen Jahr sind 2,16 Millionen Arbeitsplätze in den USA entstanden, durchschnittlich rund 180.000 pro Monat. Die Arbeitslosenquote lag mit 4,7 Prozent im Dezember 0,1 Prozentpunkte unterhalb der Grenze, die die US-Notenbank Fed als natürliche Arbeitslosenquote ansetzt. Die Vereinigten Staaten haben beste Voraussetzungen, 2017 Vollbeschäftigung zu erreichen. Die Löhne steigen ebenfalls: von November 2015 bis November 2016 um 2,9 Prozentpunkte. Sie haben das Potenzial, für einen Inflationsschub zu sorgen. Dieser könnte bewirken, dass die nächsten Zinsschritte der Fed schneller als bisher kommen. Zuletzt hatte die Notenbank den Leitzins im Dezember um 0,25 Punkte auf 0,75 Prozent erhöht. Auch die von Trump geplanten Importzölle könnten, in Form von steigenden Preisen, die Inflation weiter antreiben.

Für die US-amerikanische Infrastruktur hat Trump immer wieder massive Investitionen angekündigt, Zahlen von bis zu einer Billion Dollar wurden genannt. Tatsächlich besteht hier großer Handlungsbedarf, und zahlreiche Akteure der US­Wirtschaft sehen das Projekt positiv. Selbst wenn nur ein Teil davon umgesetzt wird, kann dies für wichtige Impulse sorgen. Die Immobilienbranche würde von besseren Verkehrswegen und städtischen Versorgungssystemen profitieren.

Dafür muss der US-Präsident allerdings die Verschuldung erhöhen. Trumps Wirtschaftsexperten, an denen sein Kabinett ja nicht gerade arm ist, sollten ihm zur Mäßigung raten. Denn mittelfristig könnte das die Kreditwürdigkeit der USA herabsetzen und Investoren verschrecken. Es ist davon auszugehen, dass die Republikaner im Kongress, die sich schon immer sehr kritisch gegenüber einer Erhöhung der Staatsschulden ausgesprochen haben, eine solche Maßnahme nicht unbegrenzt unterstützen. Dabei ist auch zu bedenken, dass beispielsweise die Mitglieder des Repräsentantenhauses nur auf zwei Jahre gewählt und von den Wählern in den jeweiligen Bundesstaaten an der Umsetzung ihrer Wahlversprechen gemessen werden.

Größte Steuerreform des Jahrzehnts
Die Pläne zur Steuersenkung werden nicht nur von amerikanischen Ökonomen im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum positiv bewertet. Schließlich wäre es die größte Steuerreform seit Jahrzehnten. Geht es nach dem neuen Präsidenten, werden Spitzenverdiener künftig nur noch 33 statt 39,6 Prozent Einkommenssteuer zahlen, für Geringverdiener sollen es 12 Prozent sein. Bei den Unternehmensgewinnen plant Trump eine Senkung des Steuersatzes auf 15 Prozent.

Inklusive der Steuern, die zusätzlich von Bundesstaaten und Gemeinden erhoben werden, würde Berechnungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zufolge der effektive Durchschnittssteuersatz insgesamt 21,2 Prozent betragen. Der EU-Durchschnitt liegt bei 21 Prozent. Ein Steuerparadies wären die USA damit also nicht, aber sie rücken näher an die internationalen Vergleichswerte heran.

Exporte sollen zudem von der Steuer befreit werden, während Importe nicht mehr als Ausgaben geltend gemacht werden können. Das entspricht einer Abgabe von etwa 20 Prozent. Falls die USA ihre Importquote senken und ihre Exportquote erhöhen, könnte das für eine Aufwertung des Dollars sorgen. Das wiederum macht Immobilien für ausländische Investoren teurer.

Trump will das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) mit Kanada sowie Mexiko kündigen und die Konditionen im Sinne der USA neu verhandeln. Er will die Ratifizierung des Transpazifischen Handelsabkommens (TrP) verhindern und die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) nicht weiter verfolgen. Zudem plant Trump protektionistische Maßnahmen, vor allem gegen China und Mexiko. All diese Punkte waren Teil des Wahlkampfs. Sicher ist, dass der neue Präsident international als starker Mann auftreten will. Fraglich hingegen bleibt, wie lange sich die Handelspartner der USA eine solche Praxis bieten lassen. Durch eigene Restriktionen gegen die Vereinigten Staaten könnten die Trennlinien am Ende schärfer gezogen werden, als auch der neuen Regierung lieb sein dürfte. Würde Trump tatsächlich alles durchsetzen, könnte das auch für die USA negative Folgen haben. Gleiches gilt für den Welthandel. Durch solche handelsprotektionistischen Tendenzen könnte der aktuell starke Dollar aufgrund der entstehenden internationalen Spannungen eingebremst werden.

Generell ist fraglich, wie viele Wahlankündigungen überhaupt umgesetzt werden. Schließlich regiert auch ein US­Präsident Trump nicht alleine. Eine Vielzahl der republikanischen Kongressabgeordneten steht dem Freihandel positiv gegenüber. Sie könnten bei wichtigen Entscheidungen gegen Trumps Kurs stimmen. Die Teilung der Staatsgewalten ist in den USA traditionell groß, und der Kongress spielt dabei eine wichtige Rolle. Trotz der republikanischen Mehrheit kann der Präsident nicht generell mit Unterstützung rechnen, und einen Fraktionszwang ähnlich wie im Bundestag kennt man dort ebenfalls nicht. Hinzu kommt, dass die republikanische Mehrheit im Senat mit 52 von 100 Sitzen sehr knapp ist.

US-Konzernen gegenüber tritt Trump autoritär auf. Bereits vor seinem Amtsantritt hat er Zähne gezeigt und inländische Firmen gedrängt, ihre Strategien – zumindest aus seiner Sicht – zugunsten der Nation anzupassen. Selbst wenn die Kehrtwende nicht im Interesse der Firma war, sind erstaunlich viele Entscheider auf Trumps Forderungen eingegangen. Wenn die US-Unternehmer aufgrund zu hoher Produktionskosten allerdings nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber der internationalen Konkurrenz sind, kann der anfängliche Vorteil mittelfristig umschlagen.

Es wird befürchtet, die Entscheidungen von Trump könnten auch weiterhin fallweise, das heißt mit einem gewissen Maß an Willkür erfolgen. In diesem Fall würden die Republikaner sicherlich aber schnell sehr kritische Töne anschlagen. Ebenso bei Hauruck-Maßnahmen und dem Versuch von Alleingängen.

Die deutsche Exportwirtschaft könnte durch die Einschränkungen des Freihandels stärker in Mitleidenschaft gezogen werden als die der Vereinigten Staaten. Zudem sind sie nicht so stark abhängig von Exporten wie andere Länder. Wie stark sich die Folgen von Trumps Politik auf die Wirtschaft auswirken, bleibt abzuwarten. Ferner ist es möglich, dass wachsende Uneinigkeiten im politischen Europa dessen Wirtschaft weiter bremsen. In diesem Fall werden wahrscheinlich auch deutsche Investoren die USA stärker fokussieren. Das gilt besonders für den starken Immobiliensektor. Dann könnten die Vereinigten Staaten für Anleger sogar zum Safe Haven werden.

Trump und die Immobilienmärkte
Die US-amerikanischen Immobilienmärkte stehen für internationale Investoren weiterhin offen. Der Protektionismus ist hier nicht so ausgeprägt wie im produzierenden Gewerbe, und der Experte Trump wird keine Schritte unternehmen, die der Branche schaden. Außerdem muss bei allen Spekulationen bedacht werden, dass sich die USA in verschiedene regionale Märkte aufteilen. Die Charakteristika dieser Teilmärkte, genau wie ihre Zyklen, unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander. Nicht nur in den klassischen Big-Six­Städten New York, Los Angeles, Chicago, Boston, San Francisco und Washington sind Investments weiterhin attraktiv, sondern auch in den sogenannten 18-Hour-Cities. Diese mittelgroßen Städte, die der Definition nach maximal sechs Stunden am Tag ruhen, wachsen schnell. Vor allem jüngere Menschen werden von den Karriere- und Freizeitmöglichkeiten angelockt. Immer mehr Investoren entdecken Standorte wie Austin oder Dallas/Fort Worth für sich. Diese gesellschaftlichen Makrotrends bieten eine stabile Grundlage für Investitionen. Und diese wird auch bei einem politischen Missgriff des neuen Präsidenten nicht kippen.

Ich warne davor, die Dinge jetzt schon beurteilen zu wollen. Makroökonomische Prognosen auf Basis eines – derart volltönenden – Wahlkampfs zu erstellen, ist vorschnell. Ich rate dazu, Ruhe zu bewahren und abzuwarten, wie sich Trump die ersten 100 Tage in seinem Amt schlägt. Dann kann eine Bilanz auf der Basis von belastbaren Faktoren gezogen werden. Wir werden sehen, ob die Person Trump mit ihrem Amt wächst.

Dieser Beitrag ist am 16. Februar in Die Immobilie erschienen

Über den Autor
Thomas Gütle ist geschäftsführender Gesellschafter der US Treuhand GmbH

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