Mit Core unbeschadet durch die Krise
Wer in Core-Immobilien investiert, holt sich Stabilität ins Portfolio, auch wenn die Märkte drehen, meint Gerhard Lehner, Head of Portfolio Management bei Cordea Savills. Die niedrigen Ankaufsrenditen, die derzeit mit Core-Immobilien erzielt werden, sollten Investoren nicht vor Käufen abschrecken.
Große ausländische Staatsfonds zielen bei ihren Investments nach wie vor auf deutsche Core-Immobilien. Dagegen haben viele inländische Anleger – so mein Eindruck – angesichts der historisch niedrigen Renditen Angst davor, zu teuer einzukaufen.
Investoren sind nicht selten dazu gezwungen, deutlich mehr als das 20fache der Jahresmiete für eine Immobilie zu investieren. Alternative Märkte, Nebenlagen oder zu entwickelnde Objekte erscheinen attraktiver. Doch bei Betrachtung der langfristigen Immobilienstrategien institutioneller Anleger wird deutlich, dass Core-Immobilien weiterhin die richtige Wahl sind. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass sie für ein robustes Portfolio nach wie vor ohne Alternative sind.
Da Immobilieninvestments immer langfristig angelegt sind, darf der Blick nicht ausschließlich auf die Anfangsrendite gerichtet sein. Denn trotz mäßiger Anfangsrenditen lassen sich mit Core-Immobilien leveragebedingt attraktive Ausschüttungsrenditen erzielen. Aufgrund der Langfristigkeit sollte auch der Fall einer Trendwende in der Zinspolitik immer mitbedacht werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Zinsen wieder nach oben gehen. Festverzinsliche Anlageprodukte gewinnen dann wieder an Bedeutung, und Kapital, das in Immobilien steckt, fließt möglicherweise ab. Die Immobilienrenditen steigen. Dabei ist zu bedenken, dass Core-Immobilien typischerweise eine eher geringere Volatilität aufweisen. Wer heute in Core investiert, hat sich demnach – bei entsprechend langfristiger Zinsfixierung im Rahmen des Leverages – einen stabilen Ertrag über eine mögliche Zinswende hinaus gesichert.
Unabhängig davon gilt, dass Büro- und Einzelhandelsmieten bei Core-Objekten nahezu vollständig indexiert sind. Das heißt, mit den bei höheren Zinsniveaus wieder zu erwartenden höheren Inflationsraten steigt auch die Miete. Gleichzeitig erleben viele Regionen eine solide wirtschaftliche Entwicklung, was bedeutet, dass die Nachfrage nach Flächen nicht nachlassen wird. Core-Immobilien weisen schlichtweg die höchste Vermietungsstabilität auf, die einen dauerhaften Mindestertrag sichert und zinsniveaubedingte Wertminderungen kompensieren kann – auch im Krisenfall.
“Der König ist tot, es lebe der König” – mit dieser Botschaft betonte der königliche Bote die Kontinuität der französischen Erbmonarchie. Kontinuität, vor allem Stabilität in den Erträgen sind auch Werte, die Investoren bei ihren Investments sehen wollen. Aus diesem Grund werden robuste Core-Portfolios nicht aus der Mode kommen. Die nächste Krise kommt bestimmt.
Dieser Beitrag ist am 15. Mai 2015 in der Immobilien Zeitung erschienen